Kommunikation?! Kann doch jeder!

Viele Public Relations-Manager und andere im Bereich der Kommunikation – oder besser: des Kommunikationsmanagements – Tätige hadern immer wieder mit der öffentlichen Wahrnehmung ihres Berufsfeldes. Die Bandbreite ist groß: von der vergleichsweise harmlosen Bewertung als oberflächliche Versender seichter Pressetexte bis hin zur vorsätzlichen Manipulation der öffentlichen Meinung reichen die Einschätzungen.

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Widersprüchliche Einschätzungen

Dabei zeigt sich ein interessanter Gegensatz: zum einen werden Menschen wie mir Fähigkeiten unterstellt, von denen professionelle Kommunikationsmanager nur träumen können – so leicht lässt sich die öffentliche Meinung dann doch nicht manipulieren, auch wenn man dies wollte. Zum anderen werden wir aber auch belächelt und hören immer wieder, dass das, was wir machen, ja „eigentlich eh nicht so schwierig ist!“. Schließlich würde ja jeder Mensch kommunizieren, so viel könne da nicht dahinter sein.

Auf andere Bereiche übertragen könnte man analog argumentieren: „Wenn jemand gehen kann, kann er oder sie auch einen Marathon laufen.“ Oder vielleicht: „Ich esse sehr gerne, daher verstehe ich nicht warum so ein Theater um Haubenköche gemacht wird.“

 

Qualifikationsnachweis? Brauchen wir nicht!

Warum tut sich gerade eine Branche, die sich von Berufs wegen intensiv mit Kommunikation, Reputation und der Gestaltung der öffentlichen Diskussion beschäftigt, so schwer, die eigene Reputation authentisch zu gestalten? Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt, bin aber zu keiner wirklich befriedigenden Antwort gelangt.

Ein Grund mag der Zugang zu diesem Berufsfeld sein. Dieses steht, zumindest in Österreich, allen offen, die bereit sind, die jährliche Gebühr für einen Gewerbeschein zu bezahlen. Es ist kein Qualifikationsnachweis welcher Art auch immer erforderlich. Auch viele Arbeitgeber legen bei Stellenbesetzungen im Kommunikationsbereich keinen allzu großen Wert auf eine einschlägige fachliche Ausbildung: so sind viele Kommunikationsstellen von Menschen besetzt, die in gänzlich anderen Berufen ausgebildet wurden.

 

Talent alleine reicht nicht

Das heißt nicht, dass jemand, der/die keine einschlägige Ausbildung absolviert hat, in diesem Bereich nicht auch einen guten Job machen kann. Grundfertigkeiten wie ein Gefühl für Sprache, ein zumindest grundlegendes visuelles Verständnis und Organisationstalent können manch fehlende fachliche Qualifikation kompensieren.

Was jedoch nicht so ohne weiteres kompensiert werden kann, sind Fähigkeiten wie zum Beispiel die folgenden:

  • Strategische und taktische Kommunikationsziele aus strategischen Unternehmenszielen ableiten
  • Teilöffentlichkeiten identifizieren
  • Ein Verständnis für die Funktionsweise von Medien entwickeln und dafür, wie Medien beitragen Realität zu konstruieren und wie sie auf ihre Rezipienten wirken können
  • Sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden einsetzen, um Daten für die strategische Planung und Evaluation der gesetzten Maßnahmen zu gewinnen

Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Sie zeigt jedoch, dass ein wirklich professionelles Kommunikationsmanagement eine fachliche Ausbildung verlangt, am besten auf universitärem Niveau.

 

Kommunikationsmanagement?! Kann nicht jeder!

Wer also mehr als nur ein paar fetzige Zeilen Text oder eine originelle Idee für den nächsten Firmenevent braucht, sollte sich bei der Suche nach Kommunikationsexperten die Zeit nehmen, einen Blick auf die fachliche Qualifikation der in Frage kommenden Personen zu werfen. Achten Sie auf die Ausbildung und die einschlägigen Erfahrungen. Dies gilt in gleichem Maße für Mitarbeiter/-innen in einem Unternehmen wie auch für externe Berater.

Und keine Sorge, der Aufwand zahlt sich aus. Denn eines ist sicher: es kann vielleicht jeder von uns kommunizieren, aber die Fähigkeit, Kommunikation professionell zu managen bedarf einer fachlichen Ausbildung.